Antwort |
Lieber ivo
Merci für deine Offenheit. Eine spannende Frage, die allerdings nicht einfach zu beantworten ist - denn es gibt kein 'Geheimrezept', mit dem deine Selbstzweifel automatisch verschwinden.
Zuerst: Es ist gar nicht so selten, dass es auch solche Phasen im Leben gibt - Zeiten, in denen man sehr selbstkritisch ist und man an sich selbst zweifelt. Nicht selten ist das dann der Fall, wenn eigentlich alles rund läuft. Vielleicht ist es sogar ein Gefühl, dass alles 'fast zu perfekt läuft' - und das macht einen kritisch. Man beginnt sich zu fragen, wie es wäre, wenn es plötzlich in der Schule oder bei der Arbeit bergab gehen würde, sich die Freunde distanzieren würden, mit den Eltern Probleme auftauchten etc. Vielleicht stellt man sich diese Fragen auch im Wissen, dass es viele andere Jugendliche nicht so im Griff haben wie man selber und es viele 'problembelastete' Leben gibt; wie würde man sich in solchen Situation behaupten können? Zudem bist du dir wahrscheinlich bewusst, dass es relativ wenig braucht, um sich das aktuelle 'gute' Leben zu verkomplizieren. Beispielsweise ein paar Tage unentschuldigt nicht zur Arbeit oder zur Schule gehen und schon würden die Schwierigkeiten beginnen. In dem Sinne sind die Anforderungen in unserer Gesellschaft tatsächlich hoch; es braucht wenig, um sich Schwierigkeiten zu schaffen.
In dem Sinne ist es normal, dass man sich zwischendurch auch solche Gedanken macht und sich fragt, was passieren würde, wenn man den Anforderungen plötzlich nicht mehr gerecht wird. Andererseits muss man sich aber bewusst sein, dass dies fast immer blosse Gedankenspiele sind und in der Realität wenig für ein solches Szenario spricht. Es gibt in dem Sinne keine logische Erklärung, wieso deine Noten nun plötzlich auf einen 3er Schnitt fallen sollten, du im Lehrbetrieb deine Leistungen nicht mehr bringst oder sich deine Freunde von dir abwenden sollten etc. Versuche dir dessen stets bewusst zu sein. Wichtig ist einfach, dass du zu Job und Schule einen Ausgleich hast, bei dem du deine Batterien aufladen kannst. Wenn du in deiner Freizeit weiterhin gut zu dir schaust (dich mit Freunden triffst etc.), so hast du ein gutes Gegengewicht zur Lehre und beugst einem 'Überfordert-Sein' oder 'Ausbrennen' vor.
Noch zwei Tipps: Wenn du wieder solche Gedanken hast, dann versuche etwas aktiv dagegen zu unternehmen. Rufe bei Freunden an, treibe Sport, triff dich mit dir wichtigen Leuten. Das alles kann dein Selbstwertgefühl in diesem Moment stärken und dazu führen, dass du die Situation danach wieder anders einschätzt und dir bewusst wirst, dass solche Versagens-Szenarien sehr unwahrscheinlich sind.
Eine andere Möglichkeit wäre, wenn du mal in Ruhe mit einer Fachperson einer Jugendberatungsstelle über deine Ängste und Gefühle sprechen kannst. Solche Stellen haben viele Vorteile: Sie sind kostenlos und die dort arbeitenden Fachleute unterstehen der Schweigepflicht. So erfährt niemand, dass du dich dort gemeldet hast. Du hast dort die Möglichkeit, deine Siuation in Ruhe mit einer Fachperson anzuschauen und bspw. herauszufinden, woher deine Selbstzweifel kommen. Anders formuliert: Verlieren kannst du bei einer solchen Stelle gar nichts, sondern nur gewinnen.Dass eine solche Stelle genau richtig wäre für deine Situation, kannst du hier nachlesen:
http://www.jefb.ch/
Und hier findest du die 9 Beratungsstellen in deinem Kanton. Rufe einfach mal an und vereinbare einen Termin.
http://www.jefb.ch/stellen/index.php
Nun wünschen wir dir alles Gute und hoffen, dass du einen guten Umgang mit diesen Gedanken findest.
Liebe Grüsse, dein Tschau
|