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Liebe Degu
Merci für deine Offenheit und dein Vertrauen. Wie aus deinen Zeilen zu lesen ist, scheinst du dir bewusst zu sein, dass jeder Mensch versuchen sollte, vermehrt auch die Dinge zu sehen, die im eigenen Leben gut laufen und sich nicht bloss (wie dies leider viele Menschen tun) auf das zu konzentrieren, was nicht optimal läuft, resp. was man sich noch anders wünschen würde. Doch dies scheinst du dir durchaus bewusst zu sein, du erkennst das Positive in deinem Leben und dass sich wohl auch bereits vieles zum Guten gewandt hat in den letzten Jahren.
Wie du schreibst, bedauerst du vor allem, dass du keine solchen Freundschaften hast, wie du dir sie wünschen würdest. Bezüglich deiner (ehemaligen) Kollegin mit den Drogenproblemen ist dies sicher bedauerlich, doch in einem gewissen Sinne auch zu verstehen; Menschen mit einer Drogenthematik fällt es aufgrund ihrer Sucht oft schwer, soziale Kontakte zu pflegen und halten. Denkbar ist aber sicher, dass ihr vielleicht dann wieder zueinander findet, wenn sie ihre Drogenprobleme in den Griff bekommt.
Bezüglich deiner aktuellen Kolleginnen könntest du dir überlegen, ob du dieses Thema mal ansprechen möchtest. Wichtig: Wenn du es ansprichst, so versuche unbedingt auf Vorwürfe zu verzichten. Sondern du könntest erklären, dass du es schön finden würdest, wenn man sich öfters mal zwischendurch anruft und sich austauscht, nicht bloss zum Abmachen am Weekend. Allerdings gilt auch zu beachten: Dass es einerseits möglich ist, dass diese Kolleginnen gar nicht ahnen, dass du auch deine nachdenkliche Seite hast, weil sie dich vom Ausgang her eben anders kennen. Und du dir überlegen müsstest, ob du ihnen gegenüber offen sein willst und erklären willst, wie es tatsächlich in dir aussieht. Andererseits muss man sich auch bewusst sein, dass Freundschaften ganz unterschiedlich gelebt werden und mache Leute gar nicht diesen tieferen Kontakt suchen, weil es nicht ihrem Bedürfnis entspricht. Suchen möglicherweise auch diese Kolleginnen bloss den etwas oberflächlichen Kontakt? Oder wären sie auch an einer tieferen Freundschaft interessiert?
Schliesslich kannst du dir überlegen, ob du versuchen willst, neuen Freundschaften aufzubauen. Neue Leute lernt man bspw. in Vereinen oder Kursen kennen. Oder vielleicht gibt es im Kollegenkreis deines Partners die Möglichkeit, Kontakt mit anderen Frauen aufzubauen. Vielleicht könntet ihr euch überlegen, ob ihr (du und dein Partner) mal ein Fest organisieren wollt, zu welchem ihr bewusst auch Frauen aus seinem (auch erweiterten) Freundeskreis deines Partners einlädt und dann schaut, ob sich darauf für dich neue Kontakte erschliessen.
Zum Schluss: Falls du noch immer in Therapie bist, so sprich dieses Thema unbedingt an. Gemeinsam mit der Therapeutin/ dem Therapeuten kannst du dann versuchen, Strategien zu entwickeln, wie du dieses Thema 'tiefere Freundschaften aufbauen' angehen kannst. Strategien, die du dann auch für umsetzbar hältst.
Herzliche Grüsse und alles Gute, dein Tschau
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