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Fragenarchiv

Titel (Pflichtfeld) PH-Studium- Fühle mich sehr unwohl, Abbruch keine Option
Fragedatum 29. 09. 2014
Frage (Pflichtfeld)

Hi ihr Lieben Ich habe vor zwei Wochen mein Studium an der PH begonnen und ich weiss jetzt schon, dass mir diese Schule nicht gut tun wird. Habe begonnen mich zu ritzen, hab absolut keine Lust auf das Drumherum, bin mir total unsicher, ob es auch wirklich das Richtige ist, hab Angst vor dem, was kommen wird... Aber ich muss da irgendwie durch! Auch wenn die Freizeit, welche mir so unheimlich wichtig ist, für die nächsten 3 Jahre gestorben ist... Was kann ich machen, um das Studium zu ertragen? Ich MUSS dieses Studium durchziehen, denn ich wüsste nicht, was ich sonst machen könnte und ich würde meine Eltern und wahrscheinlich mein ganzes Umfeld (mich inklusive) extrem enttäuschen... Wie kann ich besser mit diesem Druck umgehen? Lg TagTräumerli
Antwort

Liebe TagTräumerli

Vielen Dank für deine Offenheit gegenüber dem Tschau.ch. Wir können nachempfinden, dass du in einer Zwickmühle steckst, weil du eben mit einer neuen Ausbildung begonnen hast, dich dort jedoch überhaupt nicht wohlfühlst und du zudem davon ausgehst, dass du in den nächsten Jahren so gut wie keine Freizeit haben wirst, ein Abbruch des Studiums jedoch auch keine Option ist.

Gerne liefern wir dir ein paar Anregungen und Gedanken, die dir vielleicht aufzeigen, dass es verschiedene Sichtweisen gibt, es da nicht bloss diese düstere Vision geben muss, die du aktuell vor Augen hast.

  • Gleich vorweg: Dass sich jemand zu Beginn einer Ausbildung überhaupt nicht wohlfühlt, kommt viel öfter vor als man denkt. In ganz vielen Fällen ändert sich dies jedoch im Laufe der Zeit und man sich zu „akklimatisieren“, sich einzugewöhnen beginnt. Das ist wie bei einer Reise in eine andere Zeitzone, wo es auch ganz selbstverständlich eine Übergangsphase braucht. Neben den neuen Zeiten, die sich zuerst einspielen müssen, spielt auch eine Rolle, ob man Anschluss findet. Manchmal reicht es da schon, wenn es eine Mitstudentin/ einen Studenten zum Austausch gibt, mit der/dem man dann gemeinsam durch den Studienalltag gehen kann oder wenn sich innerhalb des Jahrgangs eine Lerngruppe bildet und viele Lasten gemeinsam getragen werden. Was wir dir damit sagen wollen: Es muss keineswegs sein, dass du in einem halben oder ganzen Jahr immer noch genau gleich über dein Studium sprechen wirst. Wie wir aus Erfahrung sagen können aus den Gesprächen mit vielen anderen jungen Erwachsenen, gibt es durchaus berechtige Hoffnungen, dass du dich möglicherweise mit Anlaufschwierigkeiten quälst, du dich im Laufe der Zeit aber an diesen Alltag gewöhnst, du heimischer wirst an der PH und es dir dann auch immer besser gefällt. Um diese Erfahrung machen zu können, braucht es aber noch ein wenig Geduld - wie gesagt braucht das Eingewöhnen Zeit. Diese Zeit wird dir übrigens auch ein weiteres Geschenk machen: Du erwirbst Routine. D.h., dass vieles, was jetzt viel Orientierung und Energie braucht, wird selbstverständlicher, wenn du weisst, wie es geht. Das erleichtert dich und schafft Freiräume.
  • Sollte dies nicht eintreten und solltest du dich auch in ein paar Monaten noch immer völlig unwohl in deinem Studium fühlen bzw. vermuten, dass es nicht der richtige Weg für dich ist, so gibt es ja grundsätzlich diese beiden Möglichkeiten: Entweder du ziehst es trotzdem durch und versuchst, dich mit dem Diplom zu motivieren, das du dann mal in den Händen haben wirst und das dir auch viele Freiheiten erlauben wird. Oder du orientierst dich um. Wie du schreibst, siehst du dies jedoch nicht als Option, da du befürchtest, dein ganzes Umfeld sowie auch dich selber damit zu enttäuschen. Ob dies wirklich so wäre, können wir vom Tschau natürlich nicht beurteilen, da wir ja dein Umfeld nicht kennen. Doch versuche einfach mal folgendes Gedankenexperiment im Kopf durchzugehen: Angenommen, du hast später mal ein Kind, das sich für ein Studium entscheidet, das ihm dann aber nicht gefällt. Wärst du als Mutter von deinem Kind dann sehr enttäuscht, wenn es sich nach ein paar Monaten eingestehen muss, dass es da wohl einen falschen Weg gegangen ist? Oder würdest du nicht respektieren, dass der Sohn/die Tochter es versuchte, dass er/sie nicht gleich bei den ersten aufgetretenen Schwierigkeiten aufgegeben hat, doch dass es im Leben halt immer mal wieder vorkommt, nicht gleich auf Anhieb den passenden Beruf zu finden? Auch hier können wir aus Erfahrung sagen: Die meisten Eltern wünschen sich, dass ihr Kind im Leben den Platz findet, der ihm entspricht. Dazu gehört auch, im Job, in dem man ja relativ viel Zeit verbringt, Erfüllung und Zufriedenheit zu finden. Und das kann heissen, sich auch mal umzuentscheiden. Das sind Dinge, die im Leben geschehen können - sie sind sehr menschlich. Gut möglich also, dass deine Eltern deine Entscheidung differenziert beurteilen würden. Wichtig ist aber sicher, dass du auch für dich klar entscheiden musst, was denn eine Alternative wäre. Es ist leider bei allen Ausbildungen so, dass ein gewisses Mass an Freizeit, die man noch während der Schulzeit genossen hat, tatsächlich verloren geht. Allerdings erhält man im Gegenzug auch immer wieder neue Möglichkeiten.
  • In dem Sinne gilt:: Studienabbrüche kommen immer wieder vor und sollten auch nicht als persönliche Katastrophe oder Niederlage gewertet werden – vor allem eben dann nicht, wenn jemand wirklich in sich spürt, dass er da einen falschen Weg gegangen ist und eben nicht schon gleich bei den ersten Schwierigkeiten aufgibt, etwa weil man sich die Zeit zum Angewöhnen gar nicht gibt. Gut möglich, dass es dir aktuell etwas Druck wegnimmt, wenn du für dich diese Option immer noch offen hältst, dass du im schlimmsten Fall ja dann doch noch abbrechen könntest.
  • Du schreibst weiter, dass du davon ausgehst, dass du in den nächsten drei Jahren auf all das verzichten musst, was dir bis anhin immer Spass und Freude gemacht hat. Natürlich wird das Studium dich stärker in Anspruch nehmen, als du es wohl vorher gewohnt warst. Wir können dir aber nur an das Herz legen, auf keinen Fall auf all das zu verzichten, was dir bisher wichtig war. Nein, schaffe dir ganz bewusst Zeitfenster, wo du all jene Dinge unternimmst, von denen du weisst, dass sie dir gut tun und deine Batterien wieder aufladen. Es macht keinen Sinn, sich den ganzen Tag von morgens bis abends nur noch mit dem Studium zu beschäftigen, alles andere aufzugeben und so in Gefahr zu laufen, dass man innerlich ausbrennt. Solche Tankstellen zu haben, wo man Kraft, Energie und Motivation tankt, ist ganz wichtig. Auch hier wirst du im Laufe der Zeit dann immer besser wissen, welche die für dich die beste Balance zwischen Lernen/ Studium und Freizeit/Entspannung ist. Vergiss also nicht: Zwischendurch immer auch mal wieder den Kopf freibekommen, ist also ganz wichtig und wirkt sich in der Regel auch positiv auf den Lernerfolg aus.
  • Wenn du dich weiterhin völlig unwohl in deinem Studium fühlst, jeder Tag an der PH für dich immer wieder Überwindung kostet und du nicht weisst, ob und wie es mit dem Studium weitergehen soll – so zögere nicht und hole dir Hilfe von der einer psychologischen Studienberatung. Es spricht für persönliche Stärke, wenn man sich in einer schwierigen Situation Hilfe und Beratung von aussen holt und sich coachen lässt. In einem solchen Gespräch kannst du dann auch herausfinden, welche Alternativen bestehen und wie du vorgehen könntest. Wenn du an der PH in Schaffhausen studieren solltest, so findest du die Informationen zu dieser Beratung unter diesem Link. Die entsprechenden Beratungsstellen der anderen PH findest du jeweils auf deren Homepage.

Nun hoffen wir, dass wir dir ein paar Wege und Möglichkeiten aufzeigen konnten und dass es eben nicht zwangsläufig so sein muss, wie du dir die nächsten Jahre aktuell gedanklich vorstellst. Wir wünschen dir auf jeden Fall von Herzen alles Gute und auch ganz viel Kraft. Liebe Grüsse, dein Tschau

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