Juvenir-Studie 4.0: Viele Jugendliche finden nicht genug Zeit für Freunde, Hobbies und soziales Engagement

Stress, Leistungsdruck, Überforderung – für rund die Hälfte der Schweizer Jugendlichen ist das der Alltag. Zu diesem Ergebnis kommt die vierte Schweizer Jugendstudie "Juvenir" der Jacobs Foundation. Laut Studie entsteht der Stress in Schule, Ausbildung und an der Uni, nicht im Privatleben. Besonders betroffen seien Mädchen.

Schweizer Jungs haben Stress  – aber Schweizer Mädchen noch viel mehr. Zu diesem Ergebnis kommt die "Juvenir"-Studie 4.0. "Juvenir" ist eine repräsentative Studie der Jacobs Foundation, die bereits zum vierten Mal durchgeführt wurde. Die Jacobs Foundation setzt sich so jedes Jahr mit einem anderen Thema auseinander, das gerade bei Schweizer Jugendlichen aktuell ist. Wie die neuste Studie zeigt, sind generell 56 Prozent der weiblichen Jugendlichen häufig bis sehr häufig gestresst. Bei den männlichen Jugendlichen sind es dagegen 37 Prozent.

Der ganz normale Wahnsinn im Alltag

Stress herrsche für junge Menschen an der Uni, in der Schule und Lehre, informiert die Jacobs Foundation nun: 75 Prozent der Studentinnen und 72 Prozent der Schülerinnen seien häufig bis sehr häufig gestresst – bei den männlichen Studenten seien es 57 Prozent und bei den Schülern 49 Prozent. "Bei den Auszubildenden sind 60 Prozent der weiblichen Jugendlichen gestresst und 39 Prozent der männlichen", heisst es in der Medienmitteilung zur Studie weiter.

Ihre Freizeit würden die Schweizer Jugendlichen dagegen weitestgehend stressfrei erleben: "Durch Sport fühlen sich nur 17 Prozent häufig bis sehr häufig gestresst, durch Hobbys nur 14 Prozent und durch die Präsenz in Sozialen Medien gerade mal 5 Prozent", deckt die Juvenir-Studie auf.

Erfolgswille, eigener Leistungsdruck und Zukunftsangst

Höchste Priorität hätten bei Schweizer Jugendlichen der Erfolg in Schule, Ausbildung und  Studium. "Für über 90 Prozent ist der Erfolg wichtig  – für mehr als die Hälfte der Jugendlichen (53 Prozent) sogar sehr wichtig." Dieser Erfolg habe aber seinen Preis: Fast die Hälfte der gestressten Jugendlichen (46 Prozent) würden sich selbst unter Leistungsdruck setzen, weil sie immer alles möglichst gut erledigen wollen. Weitere 40 Prozent führen ihren Stress zumindest zum Teil darauf zurück.

Hinter dem hohen "selbstgemachten" Leistungsdruck stecken auch massive Ängste, wie die Studie zeigt: "Insgesamt sagen 44 Prozent der gestressten Jugendlichen, dass sie Angst um ihre  berufliche Zukunft haben."

Für Sandro Giuliani, Geschäftsführer der Jacobs Foundation ist der Tenor der aktuellen Studie bedenklich für die Schweizer Gesellschaft. "Einerseits bildet die  Leistungsorientierung der Jugendlichen eine ausserordentlich gute Basis, damit das Wirtschafts- und Sozialsystem der Schweiz auch künftig im internationalen Wettbewerb bestehen kann", wird er in der Medienmitteilung zitiert. Andererseits drohe aber eine zu hohe Stressbelastung negative Folgen für die Jugendlichen, die Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft nach sich zu ziehen. "Hierzu braucht es einen breiten gesellschaftlichen Dialog und neue  Lösungsansätze", fordert Giuliani. 

Belastung für die Psyche 

Häufiger Stress und Leistungsdruck haben psychische Auswirkungen: Knapp 80 Prozent der Mädchen und über 60 Prozent der Jungs, die sehr häufig oder häufig unter Stress stehen, zweifeln bei Leistungsdruck an sich selbst und ihren Fähigkeiten. In diesem Zusammenhang berichten in der Juvenir-Stuide 69 Prozent der Mädchen und 49 Prozent ausserdem von Niedergeschlagenheit und Traurigkeit.

Ist der Leistungsdruck hoch, wird die Zeit knapp. "Am häufigsten nennen die Schweizer Jugendlichen als Ursache von Stress eine generelle Zeitknappheit (89 Prozent)", führt die Jacobs Foundation aus. Das habe Folgen für Freizeit und private Aktivitäten: "Mehr als die Hälfte der Befragten sagen, dass Jugendliche nicht mehr genug Zeit für soziales Engagement oder Vereinsleben (51 Prozent) oder Zeit für Hobbys und Treffen mit Freunden (52 Prozent) haben."

Hier gibt es die aktuelle Juvenir-Studie zum Download in der Kurzfassung.

Hier gibt es die aktuelle Juvenir-Studie zum Download in der Langfassung.